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Die wirtschaftlichen Strukturen Afrikas sind eine wesentliche Fluchtursache.

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Globaler Marshallplan

Pressemitteilung von Ulrike Schäfer
http://www.wormser-zeitung.de/lokales/worms/nachrichten-worms/negativbeispiel-afrika_17674758.htm

Referent Wahl fordert einen globalen Marshallplan.

GLOBALISIERUNG Peter Wahl referiert über die Folgen der Wirtschaftspolitik

WORMS – Von Jorge Mario Bergoglio, heute Papst Franziskus, stammt der Satz: „Diese Wirtschaft tötet.“ Dies war auch der Tenor von Peter Wahls Vortrag „Unsere Wirtschaft macht arm, tötet, zerstört die Umwelt und schafft Flüchtlinge“, den er auf Einladung des Helferkreises Asyl Worms und der Initiative Wormser für den Frieden am Donnerstagabend im Luthersaal hielt. Dabei gelang es dem Globalisierungsgegner und Publizisten, Vorstandsmitglied der Nichtregierungsorganisation Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED), der auch prägendes Gründungsmitglied von Attac Deutschland war, komplizierte Sachverhalte ohne jegliche Polemik auf eine gut verständliche Weise zu vermitteln.

Neben Verfolgung, Krieg, Terrorismus und ökologischen Katastrophen sind oft die wirtschaftlichen Strukturen in vielen Ländern eine wesentliche Fluchtursache. Am Beispiel Afrikas zeigte Wahl, welche gravierenden Auswirkungen der Kolonialismus bis heute dort hat. Er habe gewachsene politische und soziale Strukturen zerstört und die Ökonomie der Länder auf die Bedürfnisse des „Mutterlandes“ ausgerichtet. Es seien zunächst Menschen, dann agrarische und schließlich mineralische Rohstoffe „exportiert“ worden. Eine Industrialisierung fand nicht statt. Am Beispiel des Sklavenhandels zeigte Wahl die daraus folgende Kette dramatischer Umweltveränderungen bis hin zu Dürrekatastrophen und Hungersnöten auf.

Als die Subsahara-Länder in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts unabhängig wurden, standen sie mehr oder weniger am Punkt null, während die ehemaligen Kolonialherren bereits einen hohen industriellen Standard hatten. Das wirtschaftliche Ungleichgewicht setzte sich deshalb fort und vergrößerte sich noch, weil Afrika nach wie vor ausschließlich als Rohstofflieferant gefragt war.

Bis 2050 könnte sich Bevölkerung verdoppeln

Eine weitere Problematik habe sich durch die schwierigen Wettbewerbssituationen im Zuge der Globalisierung aufgetan. Die Marktliberalisierung als Antwort auf die globale Schuldenkrise in den 1980er Jahren habe dann dazu beigetragen, die wirtschaftliche Situation der Subsahara-Staaten zu verschlechtern. Durch die sogenannten Economic Partnerships (EPA), Handels- und Investitionsabkommen Europas mit afrikanischen Ländern, hätten sich die wirtschaftliche Asymmetrie und traditionelle Arbeitsteilung leider weiter verfestigt, stellte der Referent anhand vieler Beispiele dar.

Die Zukunftsperspektiven, die Wahl nannte, geben keinen Anlass zu Optimismus. Bis 2050 wird eine Verdoppelung der afrikanischen Bevölkerung prognostiziert. Selbst wenn man es wirklich schaffe, die Erderwärmung bis 2050 auf nur zwei Grad zu halten, werde die Temperatur in den Subsahara-Ländern überdurchschnittlich steigen, die Sahara weiter nach Süden wandern und der Meeresspiegel steigen mit bedrohlichen Folgen für die großen Küstenstädte.

Im anschließenden Gespräch, das von Dr. Hossein Sadat Darbandi geleitet wurde, wollten die zahlreichen Zuhörer wissen, was man tun könne. Reden und aufklären, antwortete Wahl, und den eigenen Konsum kritisch reflektieren. Auf politischer Ebene müssten entwicklungsfreundliche Rahmenbedingungen für Afrika geschaffen werden, sozusagen ein globaler Marshallplan. Eine Abschottung gegen Flüchtlinge durch Mauern und Verträge mit nordafrikanischen Staaten sei dagegen keine Lösung.